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Herzlich willkommen im Schilddrüsenzentrum

Die Schilddrüse ist der Taktgeber unseres Körpers. Ihre jodhaltigen Hormone beeinflussen unseren gesamten Stoffwechsel, die Aktivität unserer Organe genauso wie unsere Persönlichkeit und unser seelisches Wohlbefinden.
In Deutschland weist jede*r dritte Erwachsene eine Vergrößerung oder Knoten in der Schilddrüse auf. Ursächlich ist ein geografisch bedingter Jodmangel, der in etwa die Hälfte der Bevölkerung betrifft. Ebenso können das Rauchen, Medikamente, immunologische und entzündliche Vorgänge sowie genetische Veranlagungen zu Erkrankungen der Schilddrüse führen. Zunehmend werden auch bösartige Erkrankungen der Schilddrüse diagnostiziert, die bei optimaler Behandlungsstrategie glücklicherweise meistens nicht zu einer Einschränkung der Lebenserwartung führen.

Die Nebenschilddrüse (NSD) besteht in der Regel aus vier – selten aus mehr – reiskorngroßen Anteilen, den Epithelkörperchen. Sie liegen meist den beiden Schilddrüsenlappen nahe an. Es gibt aber erhebliche Lagevarianten. Ihre Funktion besteht in der Regulation des Calcium-Haushalts durch Ausschüttung des Parathormons (PTH). Diese kann sich durch Knotenbildung in einem oder seltener in mehreren Epithelkörperchen verselbstständigen oder z.B. im Rahmen von Nierenerkrankungen oder einem Vitamin D-Mangel gestört sein.

Die Behandlung von Schild- und Nebenschilddrüsenerkrankungen (mit jährlich ca. 400 Operationen) stellt seit Jahrzehnten einen Schwerpunkt der Chirurgischen Klinik am HEH dar. Die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Endokrinologen und Nuklearmedizinern der Region und unser Behandlungsstandard nach den Richtlinien der chirurgischen und chirurgisch-endokrinologischen Fachgesellschaften DGAV und CAEK haben 2017 zur Zertifizierung unseres Schild- und Nebenschilddrüsenzentrums geführt.

Wir bieten Ihnen eine individuell ausgerichtete Diagnostik und eine interdisziplinär abgestimmte Therapie sowie eine optimale Koordination sämtlicher Abläufe. Im Behandlungsverlauf legen wir als Team im HEH großen Wert auf die ausführliche Beratung und auf persönliche Zuwendung und Betreuung.

Unser Behandlungsspektrum

Am häufigsten (ca. 70 %) werden Operationen bei Schilddrüsenvergrößerung mit Halsbeschwerden oder einer Überfunktion durchgeführt. Meist geht dies mit dem Wachstum von Schilddrüsenknoten einher (Knotenstruma). Diese werden anhand von Ultraschall-Kriterien und einer Funktionsuntersuchung (Szintigramm) charakterisiert. Dabei geht es insbesondere darum, diejenigen Knoten zu identifizieren, die möglicherweise oder wahrscheinlich bösartig verändert sind. In Zweifelsfällen können bei verdächtigen Knoten Zellproben (Punktions-Zytologie) oder eine Prüfung der mechanischen Knotenbeschaffenheit (Elastographie) zur Entscheidungsfindung herangezogen werden.

Gemäß der Befunde und Ihrer Beschwerden wird unter Berücksichtigung von Behandlungsalternativen eine OP empfohlen. Die Ziele bestehen in einer Linderung der Halsbeschwerden, der Entfernung übermäßig hormonbildender Knoten oder Schilddrüsenanteile (Autonomie) und der feingeweblichen Klärung einer möglichen Krebserkrankung.

Das Ausmaß der Operation wird individuell mit Ihnen besprochen. Es reicht von der Entnahme einzelner Knoten bis zur vollständigen Schilddrüsenentfernung (Thyreoidektomie).

Bei der Basedow-Krankheit werden Autoantikörper gegen die eigenen Schilddrüsenzellen gebildet. Diese lösen eine Entzündungsreaktion und eine Überfunktion der Schilddrüse aus und können auch das Fettgewebe der Augenhöhlen betreffen. Typisch ist die Symptomkombination von Herzrasen, hervortretenden Augen und einer vergrößerten Schilddrüse. Die Überfunktion der Schilddrüse kann zwar mit Medikamenten oder einer inneren Bestrahlung (Radio-Jod-Therapie) gebremst werden. Häufig lässt sich aber kein durchgreifender oder anhaltender Effekt erzielen, solange die Schilddrüse noch vorhanden ist. Eine komplette Entfernung der Schilddrüse kann daher meistens empfohlen werden. Basedow-Patienten machen etwa 15 % unseres Zentrums aus.

Wir behandeln jährlich gut 40 Patienten mit einem Schilddrüsenkrebs. Schilddrüsentumore können aus verschiedenen Zellverbänden der Schilddrüse hervorgehen. U.a. von diesem Zellursprung hängen die Wahrscheinlichkeit der Bildung von Streuherden (Metastasen) in Lymphknoten oder anderen Organen und damit die Prognose der Erkrankung ab.

Für den Therapieverlauf ist zunächst wichtig, ob die Erkrankung nach den Voruntersuchungen bereits als wahrscheinlich galt oder erst durch die feingewebliche Aufarbeitung gesichert wurde. Je nach Tumorgröße und Gewebeursprung muss entschieden werden, welches Ergebnis operativ erreicht werden sollte. Wenn die Bösartigkeit vor einer Operation noch nicht feststand, ist deshalb manchmal kurzfristig eine „Komplettierungs“-OP zur Entfernung der Rest-Schilddrüse und/oder der benachbarten Lymphknoten erforderlich.
Entscheidend ist aber auch, ob der Tumor aus Zellen mit der schilddrüsenspezifischen Fähigkeit, Jod aufzunehmen, entstanden und damit die Möglichkeit zu einer ergänzenden inneren Bestrahlung (Radio-Jod-Therapie) gegeben ist. Glücklicherweise betrifft dies den Großteil aller bösartigen Schilddrüsen-Erkrankungen und bei vielen Patienten kann leitliniengerecht auf die Entfernung der Halslymphknoten verzichtet werden.

Selten treten sogenannte medulläre Schilddrüsenkarzinome auf, die der Abklärung einer familiären Erkrankung und einer ausgedehnteren Operation bedürfen. Deswegen sind die Behandlung in einem Schilddrüsenzentrum und eine spezialisierte nuklearmedizinische Nachsorge für diese Patienten besonders wichtig.

Weiterführende Informationen zum Leben ohne Schilddrüse finde Sie hier.

Häufig verläuft eine Überfunktion der Nebenschilddrüse lange unbemerkt und wird durch Routine-Blutuntersuchungen oder z.B. durch eine Abklärung eines Harnsteinleidens festgestellt. Sie kann mit neurologischen und psychischen Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Interesselosigkeit im Zusammenhang stehen und nach Jahren innere Organe schädigen. Die Operation stellt trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten die effektivste Therapie des pHPT dar. Da aber eine Hormonersatztherapie nicht etabliert ist, muss die Entfernung der gesamten NSD, also aller vier Epithelkörperchen, vermieden werden. Die Ultraschall- und Radionuklid-Untersuchungen (Szintigramm) zielen daher auf die genaue Lokalisation des einzelnen (80%) oder der betroffenen Epithelkörperchen. Obwohl die Lokalisations-Diagnostik manchmal keinen eindeutigen Befund ergibt, gelingt es den spezialisierten Chirurgen unseres Zentrums fast immer, auch verborgen liegende Nebenschilddrüsenknoten aufzufinden. Der Erfolg der Operation wird noch im Operationssaal durch die Normalisierung des Hormonspiegels festgestellt.

Folgen und Risiken

Meist wird die Einnahme von Schilddrüsenhormonen ggf. in Kombination mit Jod empfohlen, um einem Hormonmangel oder dem nochmaligen (Knoten-)Wachstum vorzubeugen. Die Dosierung wird in Abhängigkeit von der Grunderkrankung und der Größe der verbliebenen Schilddrüse festgelegt. In geeigneter Dosierung lässt sich das Schilddrüsenhormon durch eine einzelne Tablette am Tag quasi nebenwirkungsfrei ersetzen.

Ein Schaden eines der beiden feinen Kehlkopfnerven kann zur Stimmbandlähmung und zu Heiserkeit führen. Um das Risiko zu minimieren, operieren wir mit Lupenbrillen und führen eine kontinuierliche technische Überprüfung der Nervenfunktion durch (sog. Neuro-Monitoring). Damit erkennen wir schon frühzeitig, wenn wir in einen kritischen Bereich gelangen. Selten zeigt uns diese technische Hilfe trotz aller Sorgfalt eine Funktionsstörung eines Stimmbandnervs an. Um eine beidseitige Stimmbandlähmung und etwaige Luftnot zu vermeiden, wird eine ggf. geplante Operation des anderen Schilddrüsenlappens unterlassen.
Im Zweifelsfall lassen wir die Stimmbandfunktion beim HNO-Arzt unseres Zentrums überprüfen. Sollte das betroffene Stimmband nicht einwandfrei beweglich sein, wird eine logopädische Behandlung eingeleitet. Darunter erholt sich die Stimme in den meisten Fällen innerhalb weniger Monate wieder vollständig, sodass – falls erforderlich – die Komplettierung der Operation nach individuellem Entscheid erfolgen könnte.
Eine bleibende Stimmbandlähmung tritt im HEH über Jahre hinweg bei etwa einem von 300 gefährdeten Stimmbandnerven auf. Dies ist auch im Vergleich zu anderen spezialisierten Zentren ein Spitzenwert.

Bei circa 15 % aller beidseitig schilddrüsenoperierten Patienten lässt sich wenige Tage nach der Operation eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse nachweisen. Nicht immer treten die typischen Beschwerden (z.B. kribbelnde Finger, Taubheitsgefühl um die Lippen) auf. Bei erkennbarem Risiko leiten wir schon prophylaktisch eine Behandlung mit Calcium und Vitamin D ein. Dennoch bleibt ein solcher Befund kontrollbedürftig, da eine länger andauernde Problematik unbehandelt zu neuro-psychiatrischen Beschwerden, einem grauen Star oder einer Störung der Nierenfunktion führen könnte.

Ablauf

Bei der Erstvorstellung informieren wir uns über die technischen Befunde und geben Ihnen unter Berücksichtigung Ihrer Beschwerden, persönlichen Umstände und Vorerkrankungen eine individuelle Therapieempfehlung. Dabei ist uns wichtig, dass Sie sich in Kenntnis der alternativen Behandlungsverfahren und der Risiken für eine Operation entscheiden können.

Eine Kehlkopfspiegelung beim HNO-Arzt unseres Zentrums wird kurzfristig veranlasst. In einer weiteren Voruntersuchung werden Sie chirurgisch und vom Narkosearzt untersucht und aufgeklärt. Der stationäre Aufenthalt beginnt am Operationstag und dauert zwei Tage. Circa zwei Stunden nach Operationsende kommen Sie wieder auf Ihr Zimmer. Nach der Operation führen wir eine weitere Kehlkopfspiegelung zum Ausschluss einer Stimmbandlähmung sowie in Abhängigkeit vom Operationsausmaß auch Blutuntersuchungen durch.

Die Weiterbehandlung erfolgt in der Regel durch die zuweisende nuklearmedizinische Praxis. Dazu vereinbaren wir für Sie einen festen Anschlusstermin und geben Ihnen einen Entlassungsbrief mit allen wesentlichen Informationen für die Weiterbehandlung mit.

Der mikroskopische Untersuchungsbefund liegt dann häufig bereits vor. Andernfalls informieren wir Sie persönlich, wenn sich daraus Empfehlungen zu einer speziellen Weiterbehandlung ergeben sollten.

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