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Jede Hilfe ist Erste Hilfe 15.09.2020

Jede Hilfe ist Erste Hilfe

Ob zu Hause, auf der Arbeit, im Supermarkt oder beim Restaurantbesuch – jederzeit kann ein Mensch auf einmal zusammensacken und regungslos liegen bleiben – plötzlicher Herzstillstand. Aus Angst, etwas falsch zu machen, scheuen sich viele Menschen, mit einer lebensrettenden Herzwiederbelebung zu beginnen. „Die gute und schnelle Laienreanimation ist aber die beste und effektivste Möglichkeit, Betroffenen eine realistische Überlebenschance einzuräumen“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Wiese, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin in der Stiftung Herzogin Elisabeth Hospital.

Für viele liegt der Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein schon länger zurück. Sie sind sich oftmals gar nicht mehr sicher, was sie im Notfall tun müssen und trauen sich nicht, überhaupt zu helfen. „Doch das ist das einzige, was man in einer Notfallsituation mit Herzstillstand wirklich falsch machen kann: Nichts zu tun“, betont Prof. Wiese. „Bei plötzlichem Herzstillstand entscheiden die ersten Minuten über mögliche Folgeschäden, im schlimmsten Fall über Leben und Tod.“
Ersthelfer sollten gemäß dem Motto „Prüfen-Rufen-Drücken“, einen Herzstillstand erkennen, einen Notruf richtig absetzen und eine korrekte Herzdruckmassage durchführen können. Der erfahrene Notfallmediziner weiß worauf es ankommt: „In Notsituationen zählt Schnelligkeit – im Gehirn kann ein Sauerstoffmangel schon nach drei bis fünf Minuten unwiderrufliche Schäden anrichten und zum Tode führen. Wird hingegen sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen, um den Blutkreislauf aufrecht zu erhalten, steigen die Überlebenschancen Betroffener um das Zwei- bis Dreifache.“

Keine Scheu beim Leben retten
Jeder, der eine reglose Person auffindet, sollte nach bestem Wissen sofort Erste Hilfe leisten und Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen. Dabei sind drei Dinge wichtig:

Prüfen: Zuerst sollten Ersthelfer prüfen, ob die bewusstlose Person auf Schütteln oder lautes Ansprechen reagiert. Für die Atemkontrolle den Kopf des Betroffenen leicht überstrecken und das Kinn anheben. Sichtbare Fremdkörper, die sich im Mund befinden und die Atmung behindern können, nach Möglichkeit entfernen. Prof. Wiese: „Wer sein Ohr nahe über Mund und Nase des Bewusstlosen und mit dem Blick Richtung Brustkorb hält, kann Atemgeräusche hören, einen Lufthauch spüren und sehen, ob sich der Brustkorb des Betroffenen hebt und senkt.“

Rufen: Falls die Person nicht oder nicht normal atmet – unregelmäßig, besonders langsam oder tief, Schnappatmung – und keine Lebenszeichen zeigt, gilt es, unverzüglich den Rettungsdienst (112) zu rufen und mit der Wiederbelebung zu beginnen. Befinden sich weitere Menschen in der Nähe, können diese den Notruf übernehmen und Ihnen helfen.

Drücken: Die anschließende Herzdruckmassage sorgt dafür, dass trotz Atem- und Herz-Kreislaufstillstand das im Körper vorhandene sauerstoffgesättigte Blut weiter zu den Zellen transportiert wird. „Heute gilt, dass auch die reine Herzdruckmassage ohne Beatmung effektiv ist. Insbesondere ungeübte Laien müssen bewusstlose Personen nicht unbedingt beatmen und können auch nur die Herzdruckmassage durchführen“, erklärt Prof. Wiese. Für die Herzdruckmassage eine Hand auf der unteren Hälfte des Brustbeins etwa auf Höhe der Brustwarzen positionieren. Dann die andere Hand darauf legen und die Finger verschränken. Um den Brustkorb mit einer Geschwindigkeit von 100 Mal pro Minute zwischen fünf und sechs Zentimeter tief einzudrücken, auf gestreckte Arme achten – dies spart Kraft. Die Herzdruckmassage erfolgt so lange bis der Rettungsdienst übernimmt oder der Betroffene wieder normal atmet. Sind mehrere Personen anwesend, die helfen können, sollte sich alle zwei Minuten, ohne dass eine Pause entsteht, abgewechselt werden. Verschiedene Lieder wie „Stayin‘ Alive oder „Atemlos“ geben den Rhythmus zur Wiederbelebung vor und lassen sich leicht merken. Prof. Wiese: „Wichtig ist an dieser Stelle noch einmal: Sie können durch den Beginn einer Herzdruckmassage Leben retten, Leiden lindern und Gesundheit wiederherstellen. Scheuen Sie sich nicht, etwas zu tun!“

Den Artikel finden Sie auch noch einmal auf regionalHeute.de.

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